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Channel: Allgemein – annachiedotcom
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Deutsch – Englisch II

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Auszüge aus einer bilingualen Beziehung. Was der Engländer sagt und was er eigentlich meint.

„Das ist nicht schlecht!-  Nie, nie werde ich das machen.

„Es klingt interessant! –  Denk nicht mal dran.

„Wir können mal dran denken“ – Und zwar nie. Nicht in diesem Leben.

„Sorry? –  Was zum Teufel soll das hier werden?

„Es wäre möglich“–  Aber nicht mit mir.

„Meinst Du, ob du Lust und Zeit hättest, auf den Tour de France Start zu gehen?  – Bitte geh mit, es ist mir sehr wichtig.

„Gib mir Deinen Ärmel“ –  Ich liebe Dich.  🙂

 

 

 



Screening

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In der Geriatrie wird viel gescreent. Für jegliche Funktion gibt es einen Test. Laufen, Essen, Stimmung, Schmerzen, Kognition, Schlucken etc. Neuer Chef heißt neue Tests.  Viele neue Tests. Ob das immer den Patienten nutzt, ist eine andere Frage.

Ein neuer Chef mit neuen Mitarbeitern heißt aber auch:

Tägliches Wehklagen, wie toll doch die alte Klinik war. Wieviel besser und ruhiger es dort war, man hatte da noch Zeit für Patienten.

Ich schlage daher dieFrankfurter  Mimimi Scale and Screening“ (FMISAS) vor:

Folgende Fragen:

  1. Kommen Sie vom Land und hat Ihr Nummernschild 3 Buchstaben?
  2. Denken Sie, dass das Ruhrgebiet rau ist?
  3. Finden Sie Stau außergewöhnlich?
  4. Das Budget und CMI Punkte und straffes Entlassmanagement macht Ihnen Angst?
  5. Sie lassen gerne Patienten 3 Wochen oder länger liegen?
  6. Sie brauchen  zig Wochen um einen Vortrag vor gelangweilten Studenten vorzubereiten?
  7. Eine selbstbewusste Pflege ist Ihnen nicht wichtig?
  8. Sie finden einen Stammtisch bestehend aus Arzt (wahlweise Tierarzt), Pfarrer und Bürgermeister jeden Samstag wichtig?
  9. Sie finden, dass Sie als Arzt an erster Stelle stehen?

1  Punkt:  Sie könnten es hier versuchen.

2 bis 3 Punkte:  Sie könnten es hier bitte nicht versuchen.

ab 3 Punkte: Verzieh dich schnell. Kontaktieren Sie Ihren Headhunter erneut.

 

 

 

 

 

 


Machmallauter-Miley Cyrus-Malibu

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Das Sommerlied für mich. Habe sie sonst nicht beachtet. So kann man sich täuschen.


Ohne Punkt und Komma

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R., ein Freund, den ich sieben Jahre kannte, stieg ins Auto. Es war ja auch vollkommen klar, dass ich fahre (O-Ton: Wie kommen wir denn dahin??).  Kaum saß R. ging es auch schon los. Er habe so viel Stress in der Praxis, und dann noch die Zahnschmerzen, und auch das Knie, auch Badminton könne er nicht spielen, das (überteuerte gebatikte Hipster) T-Shirt, was er trage, sei natürlich aus Berlin, und das Ruhrgebiet sei ja so retro, er würde nur wegen der Praxis hier wohnen, Berlin sei es halt, es sei ja seine Stadt (klar, der vollgekotzte Cotti hat was).  Ich sah auf die Uhr. 14 Minuten, 32 Sekunden narzisstischer Monolog ohne Punkt und Komma. Und überhaupt sei er hochsensibel, habe er sich ja immer schon gedacht.

Und weiter ging es. Gestern traf ich mich mit S. Ihre Redezeit: 2 Stunden 25 Minuten, inclusive Vorlegen Fotos sämtlicher Familienmitglieder. Meine Redezeit: 11 Minuten. Da ich mit dem Auto da war, konnte ich mich noch nicht mal mit Aperol betrinken, um mir den Rotz schön zu hören.

Ich habe jetzt zwei Freunde weniger. Punkt. Ohne Komma.

 


Die barfly

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Es ist ein schöner Urlaubsabend.  D. und ich sitzen in der Cocktail Bar.  Es ist ruhig, der Kellner poliert Gläser und schnitzt  hingebungsvoll Ananas Dekorationen zurecht.  Nebenan läuft  Bundesliga. Ich picke Erdnüsse auf. Auf einmal durchbricht ein  Kichern hinter meinem Rücken die Atmosphäre.  Gefolgt von  Absatzklacken. D. schaut auf, erblasst bis in die roten Haarspitzen.

Oh, no.“ (Das entspricht einem emotionalem englischen Ausbruch).

Ich murmele:  „Was ist los?“

D.: „Pass auf.“

Ich drehe mich nicht um. Das Kichern umrundet mich und landet vor dem Kellner an der Bar.  Zieht sich mühsam  auf einen Barhocker hoch.  Ich erblicke eine Frau Mitte 50, grau blonde Haare, moppelig,Glitzeroberteil, Hose „für die Partyabende“ (meine Mutter sagt dazu Treiber) , Schuhe mit Blockabsatz, 1 Promille.

Sage zu D.: „Ja und?“

D.: „Wait and see.“

Nach drei Minuten weiß ich Bescheid.

Das Kichern hat ein doppeltes Münsterländer Schnäpschen verschlungen und zugleich den Kellner mit den Augen. Zudem erklärt sie ihm ihre Welt und ihr Leben. Der  Kellner schaut hilflos zu uns.

Es ist eine Barfly. Eine echte Barfly.  Sie wird mindestens drei Stunden dort sitzen, falls sie nicht vorher vom Hocker fällt. Oder wie echte Fliegen in Alkoholpfützen festklebt.

Ich stehe auf, muss zur Toilette.

D. schaut mich schockiert an: „Du willst mich jetzt doch nicht alleine lassen?“

Nur zur Toilette, beruhige ich ihn.

Als ich wiederkomme,  hat die barfly einen Angriff gestartet und  D. zugezwinkert.

Sie sei geschieden.

Wir verschwinden. Zurück bleiben die Erdnüsse, der Kellner. Und die barfly.

 

 

 

 


Machmallauter -Agnes Obel- September song

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Reese Witherspoon in „Little big lies“ hat mich zu diesem Lied geführt.


Liebe Freunde

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ich bin Ärztin. Ich mag meinen Beruf und helfe gerne. Meistens.

Aber, liebe Freunde, was ich nicht mag:

Samstag morgens (ich freue mich auf ein Rühreischinkenbrötchenfrühstück) winselt mein Smartphone.  Gucke mit einem Auge drauf.  Hätte ich es mal gelassen.

Ein Foto von einem behaarten Männerrücken. Darauf ein riesiger blutroter Pickel.

Darunter (ohne „Guten Morgen, wie geht es Dir?“) schreit mich ein guter Freund in caps lock an:

„IST DAS BORRELIOSE ?“

„Nein, du Lauch, es ein nur Riesenmegapickel. Es wird Dir dein Samstag Abend date verderben.“

SOLL ICH NICHT DOCH EIN ANTIBIOTIKUM NEHMEN?“

„Nein, es sei denn, du willst üblen Durchfall kriegen. Und Dir Dein date verderben.“

Der Lauch lässt ab und ist beruhigt.

Am nächsten Morgen.

Ein neues Bild. Behaarter Rücken, großer Pickel, heute in schwefelgelb. Ebenfalls ohne Gutenmorgenwiegehtesdir?

„SO SIEHT ES HEUTE AUS!“

Liebe Freunde. Bitte. Ich will sowas nicht sehen. Jedenfalls nicht morgens. Jedenfalls nicht ohne ein „Guten Morgen, wie geht es Dir?“  Bitte, danke, gern geschehen liebe Freunde!

 

 

 

 

 


Raumtemperatur

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Novemberzeit, Kongresszeit. Am Gate in München ist es gestapelt voll. Die Leute kreisen hilflos nach freien Sitzplätzen.

Zwei Reihen vor mir sitzt eine  Russin mit glattem Bob und hochgezupften Augenbrauen. Der Platz neben ihr ist gemütlich von ihrer Tasche belegt, gegenüber sitzt ihr Freund, der Sitz neben ihm dient als Garderobe.  Ich wollte mich ja nicht aufregen.

Neben mir zieht ein Japaner die Nase ständig hoch, hinter mir maulen zwei klugscheißende 9 jährige Kinder  (aus Oberkassel), das es in Meijämi  doch soviel besser sei. Ich versuche meine innere Mitte zu finden.

Leider wird die Suche gestört durch einen Mann mit Männerschal. Männerschals sind mir suspekt. Kleine Fähnchen, nichts Ganzes und nichts Halbes.

Der Männerschal telefoniert, wahrscheinlich mit seiner Frau. Was es denn heute Abend zu essen gebe? Lange Diskussionen. Ob Pasta (ich sage ja immer noch Nudeln), oder doch einen Salat. Oder Suppe?  Letzten Endes entscheidet man sich für den Salat. Was Leichtes halt zum Abend. Meine Nackenhaare sträuben sich leicht.

Darauf ein noch längerer Gesabbel Austausch. Wo der Salat denn jetzt aufzubewahren sei? Kein Wunder, dass es in Deutschland nicht vorangeht, wenn schon für solche Entscheidungen ein Ausschuss einberufen wird.

Der Schal überlegt. Nein, der Kühlschrank müsse nicht sein. Sie solle es doch bei Raumtemperatur auf den Küchentisch stellen. Er hat tatsächlich Raumtemperatur gesagt.

Gekrönt wird der Dialog vom Abschied:

Der Schal flötet ins Telefon: Alles klärchen, bis gleich.

Endlich Boarding.

Tschö mit Ö mein lieber Schal.

 

 

 


English please!

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Auszüge aus einer bilingualen Beziehung.

D. (guckt mich streng über seinen Brillenrand an): “ Today let´s talk english. You need to practice a little more!“

Ich (verdrehe die Augen, habe mich auf ein entspanntes deutsch sprechendes Wochenende gefreut): „Okay.“ (das war Englisch).

D.: “ What do you think about the brexit and Theresa May?“

Ich. : “ She really wears nice shoes!“ (fünf perfekte Worte, ich bin ein wenig stolz auf mich)

Jetzt schluckt D. Guckt mich ungläubig an: “ Nicht dein Ernst.“

Ich: „ In english please!“   🙂

 

 

 

 

Rückblick

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Wie war Dein Jahr?  Gut, im Beruf viel geschafft, und auch sonst sehr glücklich.

Neue Frisur?  Ich denke, ich habe meine Frisur gefunden. Es wird nichts mehr probiert. Aus dem Alter bin ich raus. Glatt (na ja nicht immer), dunkelbraun, bisschen Pony. Alle sechs Wochen nachschneiden. Und gut ist es.

Was zum allerersten Mal gemacht?  In einer Zirkusjugendherberge übernachtet (die Matratzen waren schrecklich) Vorlesung gehalten, eine Kreuzfahrt gemacht.

Was nie wieder machen? In der Vorweihnachtszeit ohne Reservierung essen gehen.

Was immer wieder machen? Indisch essen gehen. Ich werde den Koch vom Rajdarbaar adoptieren.

Was ist anders?  Ich kann mir vorstellen Schluppenblusen und wildrosenfarbende Ankle boots mit 7 cm Absatz zu tragen.

Wo gewesen? Dresden, Mallorca, Bilbao, Normandie, Amsterdam, Lissabon, Cadiz, Barcelona. Die Normandie hat mir erstaunlich gut gefallen, klare Luft, abgeklärte Calvados Winzer. Und in Bilbao möchte ich leben, wenn ich alt bin.

Unwort des Jahres: Dieschonlängerhierleben.  Milchistböse.

Schlechtester Film des Jahres: Mord im Orientexpress, zäh wie Juchtenleder.

Motto des Jahres: Das kriegen wir schon hin.

Getränk des Jahres: Wodka Lemon. Mineralwasser mit Kohlensäure.

Vorsätze fürs nächste Jahr: Ich nenne es jetzt Projekte (ob es dadurch besser klappt). Meinen roten Schrank aufräumen, abnehmen, mit D. mehr englisch sprechen und wieder malen.  Und Dresden im Sommer sehen. Und den Kirschkern mit den 185 geschnitzten Gesichtern im grünen Gewölbe besuchen.

 

 

 

Nicht essen

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Weihnachtszeit, Schokoladenzeit. Ich habe einen handgroßen goldenen Schokoladenbären geschenkt bekommen. Mit einer roten Herzschleife. Runder Kopf, dicke Pfoten. Das rechte Ohr ist etwas eingeknickt.

Ich werde ihn nicht essen können. Niemals. Er hat schon einen Namen.

Ich werde es wie meine Mutter machen:

Den Bären im März in eine weiche Küchenrolle wickeln. Nicht hingucken. Ihn langsam in die Mülltonne legen. Nicht werfen. Und den Deckel offen lassen. Damit er Luft bekommt.

Und dann hoffen, dass ich zu Ostern nichts aus Schokolade mit runden Augen geschenkt bekomme.

 

Kollegen

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Es gibt verschiedene Kollegentypen

  1. Der Chaot: Er arbeitet von halb sieben morgens bis halb sieben abends. Leider ohne jegliche Effizienz. Ständig überlastet. Er verbreitet Chaos, wo er geht, steht und sitzt. Unzählige kleine teils selbst getöpferte Kaffeetassen zieren seinen Schreibtisch. Ein Schreibtisch? Nein, er hat zwei Schreibtische. Die er mit Papieren übersät. Studien, die er alle nochmal lesen will. Was er nie tun wird.  Er liebt die Natur, bestellt sich zwischendurch Birkenstämme im Internet für sein Wohnzimmer. Er hat es geschafft, seine Zugangsberechtigungen für sämtliche Zimmer zu löschen. Der EDV ist es ein Rätsel. Ihm auch. Er kommt nun in kein Zimmer mehr. Für die nächsten drei Tage.
  2. Der Gottanbeter: Steter Freund vom Chef.  Man duzt sich, kennt sich und kommt aus einem Stall. Man redet viel, analysiert, beguckt sich das Problem.  Und entscheidet letzten  Endes falsch. Es werden viele Probleme gesammelt. Schnittstellenprobleme. Um mal mit den Chirurgen, Kardiologen, Irgendwaslogen darüber zu sprechen. In sechs Monaten. Oder in einem Jahr. Auf jeden Fall nicht mehr dieses Jahr. Oder auch gar nicht. Pragmatismus überfordert ihn.
  3. Der eine Nette: Freundlich, geht ans Telefon. Arbeitet schnell, entscheidet schnell. Macht seine Arbeit, macht anderen keine Arbeit.  Studentenunterricht erledigt er ohne Kniefall und Bestechung durch Lakritz. Schleppt keine privaten Probleme mit sich herum. Oder redet nicht drüber.

Der Nette arbeitet leider nicht in meiner Abteilung. Aber die anderen.

Aufzug Knigge II

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Bitte erst aussteigen lassen. Alles andere macht wirklich keinen Sinn. Und nicht wie eine aufgescheuchte Büffelherde mich und den zittrigen Parkinson Patienten über den Haufen rennen.

Nach hinten durchgehen oder eng an die Seite stellen. Es ist nutz-, und respektlos  wie ein Mehlsack vor der Tür stehen zu bleiben.

Immer in die Richtung drücken, zu der Sie möchten. Das heißt, wenn Sie nach unten wollen: Pfeil nach unten drücken. Und nicht wie wild mit fliegenden Fingern stakkato artig auf beide Tasten. Beschweren Sie sich nicht, wenn Sie dann vom EG in die neunte Etage fahren, obwohl Sie in den Keller wollten.

Reden Sie nicht mit mir. Ich will nicht Ihre gesamte Krankengeschichte hören. Ein knapper Gruß, falls überhaupt, reicht.

Überlegen Sie vorher, wo Sie hin möchten. Und nicht erst auf die Zwei, ach nein die Drei, oder war es doch die Vier?  drücken.

Wenn der Aufzug für 450 Kilo zugelassen ist und schon acht Personen drin stehen, quetschen Sie sich bitte nicht mit Ihrem BMI von 45 inklusive Kinderwagen dazu.

Wenn ein Krankenbett im Aufzug ist, bitte steigen Sie nicht ein und starren penetrant auf den luftnötigen, blassen Patienten und nebeln ihn mit dem Geruch von Kurzgebratenen ein, der in Ihrer Jacke hängt. Oder noch schlimmer mit Angel von Thierry Mugler.

Danke 🙂

 

 

 

Silvester

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Phase 1:Woanders oder zu Hause?  Zur Wahl stehen: Überteuertes Buffet mit fremden Menschen, seltsame Musik, ungewollte Böller im Ausschnitt und nach Hause laufen. Oder Raclette in bequemen Hosen, Luftschlangen um den Hals, unsere Musik.

Phase 2: Doch Schminke und die hohen Schuhe. Aber zu Hause. Konzerte auf 3 Sat in Endlosschleife.

Phase 3: Hohe Schuhe aus, D. hat schließlich auch seine Pantoffeln an.

Phase 4/5/6: Sekt.

Phase 7: Nur kurz aufs Sofa legen.

Phase 8: Um 23.55 Uhr aufwachen. Hektisches Gezappe am Fernseher um den Sender mit dem Countdown zu finden. Sich über die GEZ ärgern, die für die fiese Musik verbraten wird.

Phase 8 a: D. beim Raketen anzünden bewachen. Aufpassen, dass die Raketen nicht ins Wohnzimmer fliegen.

Phase 9: Nachbarn ein Neues Jahr wünschen, die man nicht kennt.

Phase 10: Eierlikör und Ramazotti trinken. Aufpassen, dass man nicht ins falsche Haus wankt.

Phase 11: 100 Whatsapp Nachrichten versuchen zu beantworten. Sich für 2018 vornehmen, nie nie nie wieder Eierlikör und Ramazotti zu trinken. Frohes neues Jahr!

Enger Freund

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Auf Zimmer 5 liegt eine Patientin mit einer LWK Fraktur. Schmerzen, aber sonst nichts Dramatisches. Wenn da nicht der Sohn wäre.

Der Sohn, stets bekleidet mit einer Wollmütze, ist schon vor mir morgens auf der Station. Und ich fange früh an.

Dann säuft  trinkt er erstmal allen Patienten den Kaffee weg. Plündert in der Küche, ob es etwas Essbares für ihn gibt. Natürlich ohne zu fragen. Hat man oder die Mutter ja für gezahlt.

Vorgestellt hat er sich mit: „Ich bin ein enger Freund von Herrn Müller, dem Geschäftsführer!!!!!!“(gefühlte 100 Ausrufezeichen folgen drohend).

Dann hockt der Sohn sich für fünf Stunden neben die Mutti.  Und zwar auf den Toilettenstuhl (örgs).  Nervt die Pflege, nervt die Ärzte, nervt die Physiotherapeuten, nervt den Sozialdienst.  Spricht täglich mit dem Chef. Er ist ja ein enger Freund von  Herrn Müller.

Außerdem sei er Bioingenieur . Was ist das ? Und muss man da nicht arbeiten?  Und es sei ja hier komplett falsch gebaut worden. Von wegen antibakteriell und so. Mit Mikroorganismen kennt er sich aus. Sagt er und hockt weiter auf dem Toilettenstuhl. Ich gucke auf seine schlunzige Wollmütze. Da tummeln sich genug Mikroorganismen, um einen biologischen Krieg zu gewinnen.

Endlich wird die zugegeben nette Patientin entlassen (sie war nicht das Problem).

Einen Tag später treffe ich den Geschäftsführer im Treppenhaus. Spreche ihn an: „Bei uns hat Frau H. gelegen. Die Mutter Ihres Freundes.“

Herr Müller erblasst, zieht an der Krawatte.  „Um Gottes willen. Das war nie, nie mein Freund!  Trägt er noch die schreckliche Wollmütze? “ Und eilt erschaudernd weiter.

 

 


Machmallauter- „Rammstein – Ohne Dich“

Frühstück

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Es ist wie jeden Morgen. Die Pflege sammelt sich zum Frühstück. Sie gehen in Gruppen, die eine um halb 10, die nächste um 10 Uhr. Pro Gruppe acht schnatternde Frauen. Es kommt wie es kommen muss.

Phase 1: Wer geht mit wem frühstücken? Melanie will nicht mit Sandra, weil Sandra nicht raucht.  Sandra nicht mit Kim, weil sie raucht. Melanie nicht mit Kim, weil sie so viel redet. Katja will gar nicht frühstücken, weil sie Diät macht. Wer nimmt die Schülerinnen mit? Wo sind die überhaupt? Dauer der Diskussion: 15 Minuten. Mindestens.

Phase 2: Diverse pinke, glitzernde Frühstückstaschen/Körbe/Beutel werden gesucht, gepackt, vergessen. Ein Aufschrei aus der Küche. Jemand vom Wochenende hat Katjas Käse gegessen. Dauer: 10 Minuten. Plus 20 Minuten. um Katja zu beruhigen. Zwischendurch geht Sandra verloren, weil sie Herrn P. zum EKG fahren muss.

Phase 3: Diverse Toilettengänge. Kurz Haare kämmen, Labello auftragen. Handy suchen. Feuerzeug, Zigaretten. Melanies Lieblingstasse muss mit. Die Lieblingstasse ist weg. Steht auf meinem Schreibtisch.  Wer hat die Tasse?

Phase 4: Warten auf den Aufzug. Merken, dass es kalt ist. Die Stationsjacke suchen. Die Jacke hat Kim aus der ersten Gruppe an.  Zwischendurch geht Sandra zur Toilette. Lässt die Tasche auf der Toilette liegen.

Phase 5: Der Aufzug ist weg.

365 Tage im Jahr, jeden einzelnen Tag.

 

Machmallauter- AJR – Sober up

Audit

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Das Audit droht. Ich weiß nicht, wer sich Soeinenscheiß hat einfallen lassen. Audits nützen nichts und niemandem.

Halbes Jahr vor dem Audit: Leichtes Grummeln im Bauch. Aber ist ja noch Zeit. Erstelle diverse Kernprozesse anstatt Patienten zu behandeln.

Ein Monat vor dem Audit: Unruhe im Kopf und Bauch. Aber was soll es? Ich kann meine Arbeit.

Drei Wochen vor dem Audit: Ich hoffe, die anderen auch.

Zwei Wochen vor dem Audit: Lese mir das QM Handbuch im Intranet durch. Hätte ich es mal gelassen. Was um Himmels willen ist FMEA? Brauche ich es? Ist es ansteckend?

Eine Woche vor dem Audit: Forste die BTM Bücher durch. Alles gut. Das Pflegepersonal wischt wie wild die Schränke durch. Lebenswichtige Telefonlisten, die mit Tesa befestigt sind, verschwinden. Weil mit Tesa kleben, darf man nicht. Immer laminieren.

Drei Tage vorher: Ich google die Audit Firma. Gucke mir die Auditoren an. Sehen eigentlich ganz nett aus. Auch Ted Bundy sah nett aus.

Audit Tag: Kann nicht frühstücken. Ich laufe durch die Arztzimmer, gucke ob kein Datenmüll in den Papierkörben ist. Erstelle für 70 Patienten neue Diagnoselisten, weil sie auf dem falschen Formular stehen. Dann ab in den Hörsaal. Die Auditoren sind freundlich. Ich lache. Weiter geht’s auf die Stationen. Mein Kollege verpisst sich. Egal. Die Auditorin will wissen, ob unser Klavier ein Techniksiegel hat. Soll ich das Klavier hochheben? Wann der Raps im Rapsbad ausgewechselt wird. Zwischendurch immer wieder Lachen. Mir tut langsam mein Gesicht weh. Zur Tagesklinik. Wer macht den Backofen sauber und wie oft? Alles gut, alles schön, fertig, Ende und aus.

Nach dem Audit ist vor dem Audit.

Langer Tag

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Einkaufen nach der Arbeit, ich liebe es.

Gehe zu Real in Bochum, einmal hin, alles drin. Es läuft ganz gut, bin schnell fertig. Bis ich an der Kasse lande.  Wer mich kennt: Auf der Arbeit endlose Geduld mit schusseligen Assistenzärzten, nach der  Arbeit keine 2 Sekunden Geduld für irgendwas. Oder irgendjemanden.

Es kommt, wie es kommen musste.  Vor mir an der Kasse steht ein Mann.

Er redet. Mit der Kassiererin. Und legt im Zeitlupentempo seine Sachen aufs Band.  Und redet. Schiebt natürlich keinen Warentrenner dazwischen. Wieso muss ich das eigentlich immer machen?  Und nebenbei redet er.  Ich könnte ihn aus seinem schmierigen Hemd kloppen. Es geht um seine Mutter, die im Krankenhaus liegt. Natürlich blöde Ärzte, und der Pflege hätte er erst mal Bescheid gestoßen. Die Mutter hätten sie kaputt gemacht. Ich schaue auf die fünf Zigarettenpackungen, die Tonne Schokolade, die er aufs Band geworfen hat und auf seine gelben Fingernägel. Wenn er nach Mutti kommt, kein Wunder, dass es Mutti schlecht geht. Dann zahlt er noch mit Karte. Bis er die Karte aus seiner speckigen Hose zieht. Endlose Zeiten und Dimensionen vergehen. Und dann noch die Payback Karte. Dann kapiert er nicht, dass man auf dem Gerät unterschreiben muss. Nebenbei redet er und redet er. Und stielt mir meine Lebenszeit. Ich stöhne laut auf. Endlich bemerkt er, dass er nicht alleine auf der Welt und im Real ist.

Momentchen junge Frau!“

Ich: „Wäre schön, wenn ich heute nochmal nach Hause komme!“

Habe einen langen Tag hinter mir mit Dir und Mutti.

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